Fegefeuer in Ingolstadt

von Marieluise Fleißer

Elfriede Jelinek schreibt über die Fleißer:

"...es lebt alles, weil die Dichter alles zum Leben erwecken können, und diese Dichterin ganz besonders, sie belebt es, um es wieder umbringen zu können, und dann merkt sie, daß alle schon tot sind, nein, es lebt nichts mehr, und es lebt gleichzeitig viel mehr, aber nur geschrieben, doch von einer solchen physischen Beharrlichkeit, als ob jeder Satz, von seiner Schöpferin in den Boden hineingeprügelt, dort mit seinem verstümmelten Rest noch einen soliden Stolperstein ergeben würde."

Regie: Carola v. Seckendorff
Dramaturgie: Sabrina Ullrich
Video: Jens Krause
Ausstattung: Jeremias Vondrlik

Schauspiel:
Roelle:
Steffen Weixler
Olga: Julis Panzillus
Berotter: Andreas Kunz
Christian/Crusius 1: Daniel Prinz
Peps/Crusius 2: Alexander Leder
Hermine/Crusius 3: Caroline Knebel
Clementine/Crusius 4: Denise Elsen
Mutter: Carola v. Seckendorff

Premiere: 29.04.2012 (Westfälisches Landestheater / Castrop Rauxel)

Dieser Abend ist mein persönliches Highlight der Spielzeit 11/12. Das habe ich nicht zuletzt einem großartigen Team und Ensemble zu verdanken, dass sich in diese Arbeit gestürzt hat, als ginge es um das Leben jedes Einzelnen. Dafür möchte ich allen Beteiligten an dieser Stelle danken. Ich freue mich auch sehr, dass Klaus Gültig, der Neffe Marieluise Fleißers zu unserer Premiere aus München angereist ist und überaus angetan war. Ich bin sehr glücklich, dass es uns gelungen ist nach dem Überwinden der nicht unerheblichen religös-kryptischen Oberfläche des Stückes zu dem Kern des Werkes vorzudringen und nun ist es ein Schauspiel, das erahnen lässt, was passiert, wenn wir zusehen, wie Jugendlichen die Hoffnungen wegsterben. Ein szenisches Mosaik rund um eine kleinbürgerliche Enge, die durch Selbstgerechtigkeit und Habgier geprägt ist, in der Sehnsucht nach Anerkennung und das Bedürfnis nach Individualität von vornherein zum Scheitern verurteilt sind.

© Volker Beushausen